8. Juni 20217 Min.

Pride Month Special: 7 Tipps zur Erstellung einer inklusiven und LGBTQ+-freundlichen Website

Aktualisiert: 22. Juli 2021

Über 50 Jahre LGBTQ+. In 2021 jährt sich bereits zum 51. Mal die Demonstration in Stonewall – das Ereignis, das eine ausschlaggebende Wende in der homosexuellen Freiheitsbewegung darstellte. Aus diesem Anlass feiert jedes Jahr um diese Zeit nicht nur die LGBTQ+ Gemeinschaft, sondern alle, die sich für Toleranz und Akzeptanz einsetzen.

Inklusivität und Diversität sind Werte, die in vielen Bereichen unseres alltäglichen Lebens eine wichtige Rolle spielen – so auch, wenn du deine eigene Website erstellen willst. Wir bei Wix finden, dass Website Design immer gleichbehandelnd sein sollte, nicht nur während des Pride Month, sondern an 365 Tagen im Jahr.

Um dir den Einstieg in integratives Webdesign zu erleichtern, haben wir dir ein paar Tipps bereitgestellt, mit denen du deine Website erstellen und LGBTQ+-freundlicher gestalten kannst. Nicht nur um deine Online-Präsenz zu verbessern, aber auch um die Vielfalt der LGBTQ Community zu berücksichtigen.

Was bedeutet inklusives und LGBTQ freundliches Webdesign?

Im allgemeinen verstehen wir unter Inklusion im Internet in erster Linie Barrierefreiheit, also die Zugänglichkeit von Website für Menschen mit Behinderungen. Obwohl dies natürlich richtig und wichtig ist, gehört unserer Meinung nach jedoch mehr dazu, nämlich die Repräsentanz und Rücksichtnahme auf Menschen aus den verschiedensten Kultur- und Gesellschaftsgruppen – so eben auch auf die LGBTQ+ Community.

Eine LGBTQ+ freundliche Website soll den Mitgliedern dieser facettenreichen Community ein authentisches und integratives Erlebnis bieten.

Wir haben dazu mit einem Experten gesprochen. Alejandro de la Torre ist Leiter von Wix Rainbow in den USA und hat uns erklärt, warum es wichtig ist eine LGBTQ+-freundliche Website zu erstellen. Wix Rainbow ist eine interne Initiative, die unsere Mitarbeiter*innen dazu befähigt, inspiriert, unterstützt und ermutigt, integrativ zu sein und sich für ihre lokalen LGBTQ+-Gemeinschaften einzusetzen und sie zu unterstützen.

Warum ist es wichtig, eine LGBTQ-freundliche Website zu gestalten?

Zuerst müssen wir uns bewusst werden,dass viele Menschen gar nicht erkennen, dass es unbewusste Vorurteile in Design und Sprache gibt. Somit ist die LGBTQ+-Community in alltäglichen Gesprächen sowie auch im Internet ständig Mikroaggressionen und Diskriminierung ausgesetzt, die sich kulturell zwar etabliert haben, aber von vornherein gar nicht erst Teil unseres Umgangs miteinander sein sollten.

Die Gestaltung deiner Website beginnt mit der Erfahrung der Benutzer*innen. Und diese wird nicht nur von der Funktion deiner Website beeinflusst, sondern auch von den Inhalten, dem Design, visuellen Elementen, den Bildern, der Sprache und den Daten, die du verwendest. All diese Elemente können deine Website-Besucher*innen emotional beeinflussen – und zwar im Positiven, wie im Negativen. Dass die meisten Websites von normativen Strukturen geprägt sind, kann dazu führen, dass sich bestimmte Gruppen ausgegrenzt und sogar diskriminiert fühlen.

Alejandro findet, dass wenn es um die Integration der LGBTQ+-Community geht, sollten wir uns weniger Gedanken darüber machen, was unsere Gesellschaft für richtig oder falsch hält und uns stattdessen darauf konzentrieren, eine bessere, schönere Welt für alle zu schaffen.“

Eine LGBTQ+-freundliche Website steigert dein Geschäft

Indem du eine LGBTQ+-freundliche Website erstellst, machst du das Surfen auf deiner Website nicht nur integrativer, sondern erreichst auch eine größere Zielgruppe. Denn die Community wächst ständig weiter rund 7,4 % der Deutschen identifizieren sich als LGBTQ, das sind über sechs Millionen Menschen – also die Bevölkerung von Berlin, Köln und Hamburg zusammen.

Indem du eine inklusive und integrative Website betreibst, schaffst du einen sicheren Raum für Austausch, verbesserst dein Markenimage und etablierst dich, dein Unternehmen und deine Marke nicht nur in den Köpfen einer vielversprechenden Zielgruppe.

Gestaltungstipps für eine LGBTQ+-freundliche Website

Ganz egal, ob du eine eCommerce Website betreibst, dein Portfolio präsentierst, Dienstleistungen anbietest oder einen Blog erstellen willst – Ziel sollte es sein, mit deiner Website so viele Menschen wie möglich anzusprechen und zum Surfen anzuregen, einschließlich der LGBTQ+-Community.

Bereits kleine Details können zu großen Veränderungen führen. Hier sind sieben Möglichkeiten, deine Website LGBTQ+-freundlicher zu gestalten:

1. Abwechslungsreiche Bilder von Menschen aus der LGBTQ Community

2. Genderneutrale Sprache und Inhalte

3. LGBTQ freundliche Sicherheitspraktiken

4. LGBTQ freundliche Suchanfragen

5. Schütze LGBTQ Nutzer*innen vor Belästigung

6. Unterstütze LGBTQ+ Produkte

7. Sprich nicht nur über Inklusivität, sondern zeige sie auch

01. Abwechslungsreiche Bilder von Menschen aus der LGBTQ Community

Bilder und Visuals werden oft im gesamten Design einer Website verwendet, um Besucher*innen zu helfen, die Community, Produkte oder Dienstleistungen deines Unternehmens zu verstehen. Diese Bilder repräsentieren, wofür du als Unternehmen stehst, sie sind tonangebend für den Stil deiner Marke und prägen dein Image in der Öffentlichkeit.

Bei der Wahl der Bilder für deine Website ist es besonders schön, wenn du so vielfältig wie möglich bist und Menschen aus allen Kultur- und Gesellschaftsgruppen repräsentierst – Stichwort Gender divers. Auch Rollenklischees sollten hinterfragt werden und natürlich kannst du die LGBTQ Community mit einbeziehen, indem du Bilder von schwulen und lesbischen Paaren sowie transgender Personen und anderen Gruppen darstellst.

Du wirst feststellen, dass viele kostenlose Foto-Websites lediglich die soziale Norm der Heteronormativität in ihren Aufnahmen repräsentieren. Wenn du dich also das nächste Mal auf die Bildersuche begibst, empfehlen wir dir Shutterstock, Unsplash, The Gender Spectrum Collection oder Gesellschaftsbilder. Jede dieser Seiten bietet hunderte von qualitativ hochwertigen Bildern an, die Diversity auf allen Ebenen repräsentieren.

Wenn du deine Website mit Wix erstellst, kannst du kostenlose Bilder aus der Medienverwaltung zu deiner Website hinzufügen. In unserer Medienverwaltung findest du eine große Auswahl an diversen Paaren und Pride Fotos.

02. Genderneutrale Sprache und Inhalte

Die geschriebenen Inhalte spielen eine große Rolle für die Wahrnehmung und Performance deiner Website.

Beim Erstellen deiner Website solltest du bedenken, dass sich nicht alle innerhalb der LGBTQ Community in die Schublade "männlich" oder "weiblich" stecken lassen. Für viele Menschen ist das Coming-out mit ihrer sexuellen Orientierung nur ein erster Schritt zum Verständnis ihrer Geschlechtsidentität. Es ist also verständlich, dass viele Transgender Personen frustriert sind, wenn sie beispielsweise gebeten werden, ihr Geschlecht online zu anzugeben, jedoch keine für sie relevante Option zur Verfügung gestellt wird.

Um diese Diskriminierung zu vermeiden, empfiehlt Alejandro de la Torre dein Online-Formular gänzlich ohne Fragen zum Geschlecht zu gestalten. Wenn diese Angabe für dein Unternehmen dennoch wichtig sein sollte, könntest du alternativ ein Textfeld einfügen und somit eine offene Antwort ermöglichen oder die Option “andere” anbieten.

Ähnlich ist es mit dem Gendern. Queere Menschen wollen nicht nur implizit und stumm mitgemeint, sondern auch explizit wahrgenommen und angesprochen werden. Leider hat sich das Gendern immer noch nicht in allen Bereichen der täglichen Lebens durchgesetzt und wird in der Politik und Gesellschaft nach wie vor heiß diskutiert.

Für viele ist die Frage, die sich beim Gendern stellt, nicht ob gegendert werden soll, sondern wie das am besten zu bewältigen ist. Denn der Möglichkeiten gibt es viele, doch nicht alle sind barrierefrei und schließen die LGBTQ+ Gemeinschaft mit ein. Viele Mitglieder der Queer Community bevorzugen den Genderstern, da dieser alle physischen und sozialen Geschlechter umfasst. Allerdings kann der Genderstern Screenreadern nicht gut gelesen werden und behindert so den Lesefluss von Menschen mit Sehbehinderungen. Aus diesem Grunde wählen manche den Unterstrich oder Doppelpunkt um beide oder alle Geschlechter anzusprechen.

03. LGBTQ freundliche Sicherheitspraktiken

Um die Daten von Nutzer*innen zu schützen, werden bestimmte Inhalte mit Passwörtern geschützt. Besonders bei der Online-Zahlung geht dies häufig mit der Verwendung von Sicherheitsfragen einher. Fragen wie “Was ist der Geburtsname deiner Mutter?” sind hier zwar gängig aber höchst unsensibel. Denn was ist, wenn eine Person keine Mutter aber dafür zwei Väter hat?

Interaktionen wie diese mögen trivial erscheinen, doch sie beeinflussen die User Experience und könne so eine Barriere zwischen dir und deinen Kund*innen schaffen.

04. LGBTQ+ freundliche Suchanfragen

Metadaten sind kurze Textabschnitte, die auf Websites verwendet werden, um Suchmaschinen wie Google mitzuteilen, wie und wofür deine Website in den Suchergebnissen erscheinen soll. Dazu gehören Meta- (oder SEO-)Beschreibungen, Alternativtext und Tags. Die strategische Einbindung von Metadaten kann den Traffic deiner Website steigern und dir ermöglichen, die richtigen Zielgruppen zu erreichen – einschließlich der LGBTQ+ Community.

Es handelt sich hierbei nicht einfach nur um einen Trick, um in den Suchergebnissen bessere Ergebnisse zu erzielen. Wenn Mitglieder der LGBTQ Community online nach einem Produkt oder einer Dienstleistung suchen, spezifizieren sie ihre Suche wahrscheinlich weiter, um Unternehmen zu finden, die sie willkommen heißen und sich für ihre Bedürfnisse einsetzen.

Wenn du beispielsweise eine Fitness-Website betreibst, wird die Angabe von „LGBTQ freundlich“ in der Meta-Beschreibung eines Gruppenkurses die Aufmerksamkeit genau dieser Kund*innen auf sich ziehen, die nach einem sicheren und integrativen Sportkurs suchen.

Denke darüber nach, ob dies auch für dein Unternehmen von Relevanz sein kann und passe deine Metadaten an. Dies wird zweifellos auch den Traffic auf deiner Website steigern.

05. Schütze LGBTQ Nutzer*innen vor Belästigung

Als Websitebetreiber*in liegt es in deiner Macht, eine eigene Community rund um deine Marke oder dein Unternehmen aufzubauen. Darin liegt jedoch auch die Verantwortung deine Kund*innen zu schützen und zu unterstützen und den Austausch, der sich zwischen dir und innerhalb deiner Community entfaltet im Blick zu behalten.

Dies gilt insbesondere für den Ton und die Sprache, die in den Kommentaren, Online-Foren und Blogs verwendet wird. Leider kommt es nicht selten vor, dass LGBTQ Nutzer*innen sich aufgrund von unsensiblen oder hasserfüllten Bemerkungen in Foren belästigt oder diskriminiert fühlen. Um die LGBTQ+ Community auf deiner Website zu schützen, kannst du Kommentare und Beiträge auf deiner Website überwachen und gegebenenfalls löschen. Außerdem kannst du deinen Nutzer*innen mit einem offenen Ohr zur Verfügung stehen und helfen, wenn sie sich unwohl fühlen.

06. Unterstütze LGBTQ+ Produkte

Die boomende eCommerce-Branche bietet uns vielfältige Möglichkeiten, die LGBTQ+ Community zu unterstützen. Viele Unternehmen zeigen ihre Solidarität und Loyalität für die LGBTQ+ Community, indem sie spezielle Produkt oder Kollektionen erstellen und einen Teil des Umsatzes für einen LGBTQ+-Zweck spenden.

Wenn du eine LGBTQ+ freundliche Website erstellen willst, kannst du darüber nachdenken, Regenbogen-Artikel auch über Pride Month hinweg anzubieten.

Eine weitere tolle Möglichkeit besteht darin, eine geschlechtsneutrale Produktseite einzurichten auf der du Kleidung, Pflegeprodukte und sonstiges für alle anbietest. Solche Websites heben sich von der Masse ab und werden von der Community gern unterstützt und auf Social Media geteilt.

07. Sprich nicht nur über Inklusivität, sondern zeige sie auch

Es ist leicht jeden Juni deine Liebe und Unterstützung zur LGBTQ+ Community zu zeigen. Doch leider übersehen auch solche Unternehmen, die den Pride Month zelebrieren und in großem Umfang unterstützen, indem sie in Sponsoring-, Merch- oder Social-Media-Kampagnen investieren, immer noch die Probleme, die LGBTQ+ Nutzer*innen regelmäßig im Internet erleben.

Alejandro de la Torre ist aufgefallen, dass einige Marken zwar eine Pride-Kollektion erstellen, die Käufer*innen jedoch dann in der Produktvorschau entweder männlich oder weiblich auszuwählen müssen, um die Artikel zu sehen. Eine solche Art der Unterstützung ist zwar gut gemeint, jedoch etwas unsensibel. Wenn du die LGBTQ+ Community unterstützen willst, solltest du das auf eine wohlüberlegte und integrative Art und Weise tun und Stereotype dekonstruieren.

Happy Pride

Wir hoffen, dass dir diese Tipps dabei weiterhelfen, positive Änderungen auf deiner Website vorzunehmen und somit zu einer sozialen Veränderung beizutragen. Um die LGBTQ+ Community effektiver und nachhaltiger unterstützen zu können, empfehlen wir dir, dich noch mehr in das Thema einzulesen, verschiedene Quellen hinzuzuziehen und mit Mitgliedern aus der Community in Kontakt zu treten und vielleicht sogar deine Website von ihnen überprüfen zu lassen.

Alexandra Eger

Redakteurin