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Datenschutz vs. Datensicherheit: Was Unternehmen wissen müssen

  • Autorenbild: Vanessa Roth
    Vanessa Roth
  • 27. Sept.
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. Sept.


Ein Portrait von Prof.Dr. Dennis-Kenji Kipker neben einer Website
Prof. Dr. Dennis-Kenji Kipker ist führender Experte für Cybersicherheit und digitale Resilienz. Er ist der wissenschaftliche Direktor des cyberintelligence.institute in Frankfurt, Vorstandsmitglied der CERTAVO AG und Gastprofessor an der Riga Graduate School of Law, wo er sich auf globales IT-Recht und Cyberstrategie spezialisiert.

In der digitalen Welt wird täglich mit riesigen Datenmengen gearbeitet, egal ob du einen Online-Shop betreibst, eine Website erstellen möchtest, eine Arzt-Praxis führst oder mit Kund:innen über dein Kontaktformular und E-Mails kommunizierst. Zwei Begriffe begegnen dir dabei immer wieder: Datenschutz und Datensicherheit. Oft werden sie gleichgesetzt, dabei unterscheiden sie sich deutlich. Genau deshalb ist es wichtig, den Unterschied zu verstehen. Nur so kannst du dein Projekt vertrauenswürdig und rechtssicher aufstellen und nachhaltig das digitale Kundenvertrauen stärken.


In diesem Artikel erfährst du von Prof. Dr. Dennis-Kenji Kipker, was genau Datenschutz und Datensicherheit bedeuten, worin die Unterschiede liegen, wie ein effektives Management beider Bereiche aussehen kann und welche rechtlichen Anforderungen du dabei beachten musst, um dein Projekt vertrauenswürdig und rechtssicher aufzustellen.


Lies auch unsere Anleitung zur Homepageerstellung, um Schritt für Schritt den Aufbau deiner eigenen Website umzusetzen. Anleitung zur Homepageerstellung.




Inhaltsverzeichnis:




Was ist Datenschutz?


Kurz gesagt, umfasst der Datenschutz das Recht von Menschen auf ihre persönlichen Daten. Es geht darum, dass niemand einfach Informationen über andere sammeln, speichern oder weitergeben darf, ohne dafür eine klare rechtliche Grundlage zu haben. Geschützt werden dabei sogenannte personenbezogene Daten, also zum Beispiel Name, Adresse, E-Mail, IP-Adressen oder auch besonders kritische Daten wie etwa Gesundheitsdaten.


Ein klassisches Beispiel: Du versendest einen Newsletter. Ohne die ausdrückliche Einwilligung der Empfänger:innen wäre das in der Regel ein Verstoß gegen das Datenschutzrecht, wenn nicht gesonderte Erlaubnisgrundlagen greifen. Die zentrale Rechtsgrundlage dabei ist die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union. Das Ziel vom Datenschutzrecht ist es, die sog. Informationelle Selbstbestimmung zu wahren, also grob gesagt das Recht jedes Menschen, selbst zu bestimmen, was mit den eigenen Daten passiert. 



Was ist Datensicherheit?


Datensicherheit meint dagegen weit überwiegend technische und organisatorische Maßnahmen, die dafür sorgen, dass Daten überhaupt erst geschützt sind vor Verlust, Manipulation oder unbefugtem Zugriff. Das betrifft aber nicht nur personenbezogene Daten, sondern zunächst alle Arten von Daten, also auch Geschäftsgeheimnisse, Vertragsmuster und ähnliches. Datensicherheit ist im typischen Verständnis also breiter angelegt als Datenschutz. Praktisch typische Maßnahmen der Datensicherheit sind


  • Verschlüsselungen von Datenübertragungen


  • Firewalls und Virenscanner


  • Zugriffsbeschränkungen in IT-Systemen


  • Regelmäßige Backups


  • Sichere Passwörter und Zwei-Faktor-Authentifizierungen


Datensicherheit sorgt also dafür, dass deine Daten vertraulich, vollständig/unverändert bzw. integer und jederzeit verfügbar bleiben, die drei Grundprinzipien der sogenannten „IT-Sicherheit“. 



Der Unterschied zwischen Datenschutz und Datensicherheit


Um den Unterschied zwischen beiden Begriffen greifbarer zu machen, könnte dieses Bild helfen: Datenschutz ist das Ziel, die Datensicherheit ist Teil des Weges dorthin. 

Während Datenschutz darüber entscheidet, ob und wie wir Daten verarbeiten dürfen, wollen wir mit der Datensicherheit gewährleisten, dass die Daten z.B. nicht in falsche Hände geraten oder verloren gehen.


Anders gesagt ist Datenschutz im Wesentlichen rechtlich motiviert von der Frage „Wer darf was mit den Daten machen?“, wohingegen Datensicherheit zwar rechtlich angestoßen wird, aber ansonsten technisch motiviert ist von der Frage „Wie verhindere ich den Missbrauch von Daten?“.


Beide Bereiche gehören aber untrennbar zusammen. Ohne Datensicherheit kann es keinen wirksamen Datenschutz geben. Auch umgekehrt ist Datensicherheit nur verhältnismäßig umzusetzen, wenn du weißt, welche Daten überhaupt besonders zu schützen sind. 


Aspekt

Datenschutz

Datensicherheit

Ziel

Schutz personenbezogener Daten und deren rechtmäßige Verarbeitung

Schutz aller Daten vor Verlust, Missbrauch und unbefugtem Zugriff

Frage

„Wer darf was mit den Daten machen?“

„Wie verhindere ich den Missbrauch oder Verlust von Daten?“

Motivation

Vor allem rechtlich motiviert (z. B. DSGVO)

Vor allem technisch motiviert, durch rechtliche Anforderungen angestoßen

Mittel

Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, klare Richtlinien zur Datenverarbeitung

Technische und organisatorische Maßnahmen wie Verschlüsselung, Backups, Zugriffsrechte

Abhängigkeit

Funktioniert nur, wenn Daten technisch sicher sind

Sinnvoll nur, wenn klar ist, welche Daten besonders geschützt werden müssen

Beziehung

Datenschutz ist das Ziel

Datensicherheit ist der Weg


Datenschutz und Datensicherheit im Unternehmen


Warum sind Datenschutz und Datensicherheit für Unternehmen heute wichtiger denn je? 


Ganz einfach: Weil fast dein gesamter Betrieb auf Daten basiert, von Kund:innenkommunikation, über Daten zur Zahlungsabwicklung bis hin zu deiner Personalverwaltung und Kundenkartei. Ein einziger Vorfall kann großen Schaden anrichten, sowohl Bußgelder auf Basis beispielsweise der DSGVO als auch Reputationsverluste bei deinen potentiellen und bestehenden Kund:innen. Das ist auch keine bloße Theorie.


Täglich werden bei deutschen Unternehmen Kund:innendaten gestohlen, nicht hinreichend geschützte Systeme mit sogenannter Ransomware lahmgelegt oder Abmahnungen wegen fehlerhaften Newsletter-Einwilligungen zugestellt. 


Gerade weil solche Szenarien jeden Tag zur Realität werden, insbesondere auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen, brauchst du eine ganzheitliche Strategie, die dich beim Umsetzen von Datenschutz und Datensicherheit begleitet. 





Management von Datenschutz und Datensicherheit


Ein wirksames Datenschutz- und Datensicherheitsmanagement beginnt mit ordentlicher Struktur. Folgende Schritte können dir dabei helfen, Klarheit in die Sache zu bringen: 


  1. Verantwortlichkeiten klären

Wer ist im Unternehmen für diese Themen zuständig? Gibt es bzw. benötigen wir eine:n Datenschutzbeauftragte:n?


  1. Risiken erkennen

Welche Daten verarbeiten wir überhaupt? Was passiert im Schlimmstfall? 


  1. Maßnahmen klären

Technisch (z.B. Firewalls, Passwörter, Verschlüsselung der Kommunikationskanäle/Kontaktformulare) und organisatorisch (z.B. Schulungen, verschriftliche Prozesse)


  1. Mitarbeitende schulen

Datenschutz geht nur, wenn jede:r im Team weiß, was erlaubt ist und was nicht. Wissenslücken bei Mitarbeitern sind ein wesentlicher Angriffspunkt für böswillige Akteure.


  1. Regelmäßig überprüfen

Technik und Anforderungen verändern sich laufend. Dein Datenschutz und der Wissenstand im Unternehmen sollte damit Schritt halten.


Solltest du bereits schon ein Managementsystem wie etwa ISO 27001 (für Informationssicherheit) oder ein ausgereiftes Datenschutzkonzept im Sinne der DSGVO haben, dann ist das umso besser! Aber auch ohne umfangreiche Zertifizierung kannst du mit diesen Schritten viel erreichen, wenn du systematisch vorgehst. 



Lösungen für den Datenschutz


Neben diesen Grundlagen stehen dir erprobte Maßnahmen und Best Practices zur Verfügung, die helfen, Datenschutz im Alltag zu gewährleisten.


Zunächst solltest Du die Datenschutzerklärung auf deiner Website auf neusten Stand bringen und klare Angaben zu Cookies, genutzten Tools, Rechtsgrundlagen und Verantwortlichkeiten machen.





Des Weiteren ist es für jedes Unternehmen sinnvoll, ein Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten zu führen. Das kannst Du dir grob wie eine Liste aller Orte und Prozesse im Unternehmen vorstellen, an denen du personenbezogene Daten verarbeitest mit Informationen dazu, wie und auf welcher Grundlage die Daten dort verarbeitet werden. So behältst du den Überblick darüber und kannst dir Gedanken machen, welche Maßnahmen in technischer und organisatorischer Hinsicht für Dich überhaupt sinnvoll sind.


Außerdem solltest du überprüfen, ob du für alle diese Verarbeitung einen wirksamen Rechtsgrund, beispielsweise eine Einwilligung dazu, dokumentiert hast. Das ist umso wichtiger, falls Du einen Newsletter o.Ä. pflegst. Auch gerne vergessen: Verträge zur Auftragsverarbeitung mit externen Dienstleister:innen, z.B. von dir genutzten Cloud-Diensten, deinem Website-Hoster und anderen externen Stellen, die personenbezogene Daten von Dir und deinen Kunden verarbeiten. 





Für viele dieser Aufgaben gibt es digitale Tools und auch Vorlagen. Zudem ist es lohnenswert, rechtliche Updates zu verfolgen, beispielsweise Newsletter der Landesdatenschutzbehörden oder von einschlägigen Kanzleien sowie von Blogs im Netz.



Lösungen für die Datensicherheit


Du fragst dich nun sicher, welche technischen Schutzmaßnahmen die Daten konkret sichern und Datenverluste und ungewollte Zugriffe verhindern. Bewährte Maßnahmen sind beispielsweise:


  • Antivirensoftware und Firewalls auf allen Geräten


  • Regelmäßige Updates und Patches für Software und Betriebssysteme inklusive einer Richtlinie im Unternehmen dazu


  • Verschlüsselung von Emails, sensiblen Daten und Backups


  • Regelmäßige Backups auf externen, sicheren Speichermedien


  • Zwei-Faktor-Authentisierung (2FA) für deine Logins


  • Zugriffsrechte begrenzen: Nicht jede:r Mitarbeiter braucht Zugang zu allen Daten


Außerdem solltest du einen verschriftlichen Notfallplan für Datenpannen und Cyberangriffe haben. Das kann dir im Ernstfall wertvolle Zeit sparen und dir dabei helfen, die gesetzlichen Meldepflichten beispielsweise in der DSGVO zu schwerwiegenden Datenpannen einzuhalten. 



Rechtliche Anforderungen & Compliance


Neben der DSGVO gelten je nach Branche oder Bundesland weitere Vorschriften. Für dich als Betreiber:in einer Website oder eines Online-Shops, sind vor allem diese Gesetze relevant: 


  • Die DSGVO als Grundlage des europäischen Datenschutz-Rechts.


  • Das Telekommunikation-Digitale-Dienste-Datenschutzgesetz (TDDDG) regelt in Ergänzung zur DSGVO unter anderem, wann und wie du Cookies, Tracking-Tools und externe Dienste wie zum Beispiel Google Analytics einsetzen darfst. Ein rechtskonformer und klar verständlicher Cookie-Banner mit korrekt gestalteter, echter Auswahlmöglichkeit ist hier Pflicht.


  • Das BSI-Gesetz kann dich betreffen, falls du z.B. Teil einer kritischen Infrastruktur im Gesundheits- oder Versorgungbereich bist oder bestimmte digitale Dienste anbietest. In Zukunft werden hiervon auch viele mittelständische Unternehmen betroffen sein und müssen zusätzliche betriebliche Maßnahmen zur Cybersicherheit realisieren.


  • Im Gesundheitswesen oder bei der Arbeit mit besonders schützenswerten Daten wie Gesundheitsinformationen können sich sogar direkt bzw. indirekt aus dem Strafgesetzbuch (StGB) Pflichten ergeben, vor allem in Bezug auf § 203 StGB, also die Verletzung von Privatgeheimnissen, die einem Arzt oder ärztlichem Personal anvertraut wurden. 





Wichtig ist, dass du Compliance, also die Erfüllung dieser gesetzlichen Anforderungen, nicht als lästige Pflicht verstehst, sondern für dich als Qualitätsmerkmal begreifst. Sie zeigen deinen Nutzer:innen, dass du Verantwortung übernimmst und ihr Vertrauen ernst nimmst. Wer sich an die rechtlichen Vorgaben hält, minimiert nicht nur das Risiko von Abmahnungen oder Bußgeldern, sondern baut auch nachhaltig Reputation auf bzw. verspielt diese nicht. 


Wenn du dir unsicher bist, welche Regelungen nun konkret für dein Geschäftsmodell gelten, lohnt sich ein Blick in die Leitfäden der Datenschutzaufsichtsbehörden oder die Beratung durch spezialisierte IT-Fachleute.



Fazit


Datenschutz und Datensicherheit sind keine Gegensätze, sondern ergänzen sich. Nur wer beide Bereiche im Blick hat, kann sensible Daten wirksam schützen und rechtlichen Anforderungen gerecht werden. Für dich als Unternehmer:in heißt das: Werde aktiv. Schon mit einfachen Mitteln und systematischem Vorgehen kannst du viel erreichen und deinen Kund:innen zeigen, dass sie bei dir in guten Händen sind!





Von Prof. Dr. Dennis-Kenji Kipker

Cybersecurity-Experte

 
 
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